Das Leben ist gut zu mir
- estherbarthuber
- 25. Apr. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Zwischen vielen Ereignissen der letzten Wochen, vielem Umziehen, Rucksack wieder packen und von einem Ort zum anderen, fühlt es sich endlich so an, als wäre ich angekommen. An einem Ort, den ich für eine zeitlang mein Zuhause nennen darf.
Nachdem ich die Kunstgalerie, mein Zuhause für einige Wochen, wieder verlassen hatte und einige Tage bei einem Freund unterkommen konnte, hatte ich eines der letzen Betten in einem Hostel ergattern können. Hier treffen sich viele Reisende. Manche bleiben nur für eine Nacht, andere kommen immer wieder, und wieder andere leben dort. Es ist ein ständiges kommen und gehen. Und jeder Einzelne bringt so viele aufregende Geschichten mit sich. Erlebnisse und Pläne wo es weiter hin gehen soll. Manche kommen mit einer Vision, die anderen leben in den Tag hinein und schauen, was der Tag bringt, ohne nur an Morgen zu denken. Gleichgesinnte, die in einer ähnlichen Situation sind.
Mittlerweile habe ich hier in Fremantle meine Orte, eine Routine und Freunde gefunden. Und ich habe gemerkt, dass ich momentan nicht wirklich los möchte. Gerade habe ich nicht den großen Drang wieder weiter zu ziehen. Vor einigen Wochen war es noch mein Plan in den Süden zu reisen. Aber auch hier ändern sich die Jahreszeiten und je weiter wir Richtung Süden reisen, desto kälter wird es. Ich genieße es sehr, dem Winter bisher entflohen zu sein. Also bleibe ich vorerst an diesem wunderschönen Ort. Aber für längere Zeit im Hostel zu bleiben war keine Option für mich. Das Zimmer mit 11 anderen zu teilen, keine Privatsphäre zu haben und so unglaublich viel neuen Input zu haben, ohne sich zurückziehen zu können, ist auf Dauer nichts für mich. Eine zeitlang ist es in Ordnung. Ich habe mein Leben selbst so gewählt. Reisende zu sein. Und ich schätze mich sehr glücklich diesen Weg gegangen zu sein. Durch einen glücklichen Zufall (ob es wirklich Zufälle gibt, oder ob es einfach so hätte kommen sollen, darüber werde ich ein andermal schreiben) habe ich Olly im Hostel kennen gelernt. Er kam mir sympathisch vor und ich hatte eine schöne Unterhaltung mit ihm über das Reisen - bis ich erfahren habe, dass er garnicht dort im Hostel schläft. Er war nur dort, um Freunde zu besuchen. Er hatte nur noch wenige Tage, da er wieder nach Indonesien weitergereist ist. Und so wurde ich von ihm zu einem Dinner eingeladen in dem Haus, in dem heute wohne. Es war ein schöner Abend und wir haben viel gelacht. Unter anderem auch über die Tatsache, dass ich ein Jacuzzi besitze. Ja, welcher Backpacker hat schon ein Jacuzzi mit dabei? Ich hatte eines geschenkt bekommen und wollte es verkaufen und war auf der Suche nach dem richtigen Käufer. Und was soll ich sagen - wir lachen heute noch über diese Geschichte. Denn nun können wir alle zusammen im Garten ein Bad nehmen. Nicht nur das, auch das kleine, feine Zimmer, in dem Morgens die ersten Sonnenstrahlen fallen und der Blick aus dem Fenster auf einen großen Busch himmlisch duftender Frangipaniblüten fällt, auch der große Garten und die Menschen, welche mit mir dort wohnen, geben mir das Gefühl zuhause zu sein. Nach 2,5 Monaten habe ich endlich mal wieder einen Schrank, in dem meine Klamotten hängen, ein eigenes Bett mit einer ordentlichen Matratze und einen kleinen, feinen Nachttisch.
Jeden Morgen werde ich von Faith und Parker, den beiden Hunden freudig begrüßt, treffe mich mit meiner Mitbewohnerin mit einer Tasse Tee zum journaln im Garten, bevor ich mich mit meinem Fahrrad auf den Weg zur Arbeit mache. Auf dem Weg dort hin nehme ich mir jedoch die Zeit, um meine Füße in die Wellen zu halten und am Strand entlang zu spazieren. Den Tag am Wasser zu starten, den Hunden beim toben und spielen zuzuschauen und ein paar Atemzüge an der frischen Luft zu schnappen, das ist das Lebensgefühl, das ich mir so lange gewünscht habe. Und ich kann mich glücklich schätzen, da mein Weg zur Arbeit am Strand entlang führt.
Für den Moment habe ich den Ort gefunden, an dem ich sein möchte.
Ich lerne viel, ich genieße das Leben, fühle mich angekommen. Das Gefühl, wenn mir zufällig bekannte Gesichter auf den Straßen entgegenkommen kenne ich aus meiner Heimat. Jetzt, nach mittlerweile zwei Monaten in dieser Stadt, habe ich ein sehr ähnliches Gefühl. Ich habe meinen Gemüsehändler am Markt, mein liebstes Kaffee und den netten Verkäufer im Keramikladen.
Auch, wenn die Temperaturen nicht mehr ganz sommerlich sind und es deutlich zu spüren ist, dass es Richtung Herbst und Winter geht bleibe ich noch. Ich mag die frische Luft am Morgen und die kühle Brise. Es ist kein europäischer Herbst - es ist Australien.
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