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Ein kleines bisschen Heimat am Ende der Welt


Es ist so weit, ich habe meine Zelte abgebrochen und reise weiter.

Und da ist es wieder, dieses Gefühl lost zu sein. Die gewöhnliche Routine ist nicht mehr da, ja selbst das Zuhause ist kein Ort der Zuflucht mehr. Ich denke, dieses Gefühl kennt jeder Reisende. Und es bringt uns dazu wieder neue Wege zu gehen. Nach vorne schauen und los.

Wobei ich nicht ganz in das Ungewisse starte. Ich ziehe in eine kleine Oase, nahe am Strand. Ein Häuschen, das durch Zufall zu mir gekommen ist. Auch, wenn es wie so oft rein rational keinen Sinn ergibt. Aber mein Gefühl sagt mir: es ist genau das Richtige.

Und von dieser Begegnung und wie es dazu kam, möchte ich dir hier gerne erzählen.


Ich wusste, ich möchte gerne eine Unterkunft finden, in der ich sein kann, bis es für mich wieder weiter geht. Aber nicht nur einen Schlafplatz - den hatte ich gewiss. Auf dem Weingut, auf dem ich angefangen habe zu arbeiten. Und doch wusste ich, dass ich gerne Arbeit und Freizeit trennen möchte. Einen Ort, an dem ich entspannen kann und mich ausruhen. Ich habe aber nicht danach gesucht - es ist zu mir gekommen. Oder wir haben uns eben getroffen. Eine liebe Kundin hat mir von einem wöchentlichem Essen im Dorf erzählt. Dort trifft sich die Gemeinschaft und es wird auf spendenbasis zusammen der Musik gelauscht und Suppe, Salat und als Nachtisch ein Apfelcrumbel verspeist. Nach einem langen Arbeitstag im Weinberg erinnerte ich mich wieder an dieses nette Gespräch und die Einladung. Ich war neugierig geworden. Und so habe ich mich mit meiner dampfenden Schüssel voll Linsensuppe in der Hand wieder gefunden und hatte einen kleinen Moment der Überforderung. Wo sollte ich mich dazu setzen? Ich war ganz neu hier und kannte keinen. Wie so oft, wenn ich wieder an neue Orte reise. Und ich steuerte auf den leeren, weißen Plastikstuhl zu, wobei ich erst auf den Weg dorthin die Kundin wieder erkannte, die mich dazu eingeladen hatte. Mir gegenüber saß eine Frau mit kurzem, lockigem Haar und ich war mir nicht sicher, ob sie offen war für ein Gespräch. Sie sah nachdenklich aus. Als sie mir dann aber vorgestellt wurde und sich herausstellte, dass sie wie ich, auch aus dem Süden Deutschlands kommt begann etwas, was ich kaum in Worte fassen kann. Plötzlich waren alle anderen in diesem Raum wie vergessen und selbst meine Suppe verlor mit der Zeit ihre Attraktivität. Denn sie war nicht nur aus Deutschland, wir unterhielten uns auf Bayerisch. Und als wir feststellten, dass unser beider Herz auf der gleichen Insel irgendwo in Indonesien zuhause ist zeigte sie mir ein Foto von ihr und einem guten Freund von mir, welcher auf den Gili Inseln, unweit von Lombok zuhause ist. Mein Freund ist auch ihr Freund. Ich war aufgeregt, erfreut und völlig überrascht zugleich. Wie kann es sein, im Süden in einem kleinen Dorf, an einem Dienstag Abend mich genau nur mit ihr zu unterhalten? Wir hätten auch über ein ganz anderes Thema sprechen können, oder ich hätte mich einfach an einen anderen Tisch setzen können. Aber es sollte so sein. Nachdem um uns herum schon aufgeräumt wurde tauschten wir noch Nummern aus und sie zauberte aus einem Umschlag Fußkättchen von meinem Freund aus Indonesien.

Wir wollten uns bei der nächsten Gelegenheit wieder sehen und sie lud mich zu ihr nach Hause ein. Ein kleines Haus, zwischen Denmark und Albany. Und auch, wenn ich eine zeitlang fahren musste, fühlte ich mich sofort sehr wohl. Wir hätten es nicht besser planen können. Aber ich kann in diesem Häuschen bleiben, solange ich hier bin und sie unseren gemeinsamen Freund in Indonesien besucht.

Ich bin ihr sehr dankbar, mir nach einem Treffen so ein Vertrauen zu schenken. Und auch, wenn wir momentan keine Zeit miteinander verbringen freue ich mich darauf, wenn wir uns mal wieder an einem Ort befinden. Und das ist ganz gewiss.


Warum erzähle ich die hier diese Geschichte?

Weil es für mich diese Momente sind, die das Reisen mit sich bringen. Wenn etwas völlig unmögliches möglich wird.

Es ist, wie ich jetzt im Nachhinein erfahren habe nicht leicht hier eine Unterkunft zu finden. Ich genieße es sehr im Süden zu sein. So oft es neben dem Arbeiten geht, versuche ich an den Strand zu gehen. Es ist ein ganz besonderer Fleck der Erde, der definitiv einen Platz in meinem Herzen gefunden hat.




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