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Eine Reise durch Bangladesh

Nach einer Woche Reisen durch Bangladesh, sind wir wieder zurück in Barisal bei der Familie. Wir haben unheimlich viel gesehen und erlebt. Um die ganzen Eindrücke zu verarbeiten wird es noch einige Zeit dauern. Ich versuche hier einen kleinen Einblick zu geben, was ich erleben durfte. Und ich weiß jetzt schon, dass ich dem nicht gerecht werden kann mit meinen Worten.

Die Reise startete recht früh. Am Vortag hatten wir uns schon um ein Ticket gekümmert. Beziehungsweise der Onkel, der hier Mama genannt wird. Eigentlich werden alle Männer so genannt. Es ist auch oft verwirrend, welcher Onkel gemeint ist. Wir waren also zusammen mit Mama Debasis ein Ticket kaufen. Alleine das hat gefühlt ein Stunde gedauert. Die Halle war zu der Zeit nicht sehr voll. Es war heiß und stickig. Durch die Luftfeuchtigkeit von 80-90% lässt es sich einfach noch viel heißer anfühlen.





Wir hatten einen Bussinesclass Bus gebucht. Aber selbst hier waren die Scheiben schon gebrochen. Vom Bus aus hatte ich einen guten Blick über die Straße und ich genoss die Fahrt. Langsam wurde das Getümmel weniger und am Straßenrand saßen Frauen, die arbeiteten. Was für mich nicht ganz nachzuvollziehen ist. Denn der Verkehr rauscht so knapp an ihnen vorbei. Nach ca. 2 Stunden Fahrt rumpelte es plötzlich am Radkasten und es war ganz schnell klar, dass die Fahrt nicht weiter geführt werden konnte. Ob es ein platter Reifen war, ein Achsenbruch oder irgendwas mit dem Kugellager wussten wir nicht. Wir mussten warten, bis sie einen Ersatzbus geschickt hatten. Der allerdings keine Businessclas war. Ich war nur froh, dass weiterhin nichts passiert war und wir weiterfahren konnten. Nach einem Zwischenstop in Dhaka mit gutem Essen, einem Snack (Fuska), den wir sehr lieben, und einer Pause bei einem Onkel, der Tante und deren Tochter fuhren wir gegen 23 Uhr weiter. Die Klimaanlage und die Liegesitze machten die Fahrt einigermaßen angenehm. Die Hupe und das Bremsen, die vorbeirauschenden Autos und die hellen Lichter des Gegenverkehrs ließen die Nacht allerdings nicht so erholsam wirken. Morgens holte uns der Fahrer eines Freundes ab und es ging noch einmal 2 Stunden weiter. Die Gegend wurde immer ländlicher, viele Ziegen, Hühner und Kühe liefen rum. Grüne Reisfelder und Mangoplantagen zierten die Landschaft. Endlich bogen wir von der kleinen Straße auf eine kleinere nebengasse und wir hatten unser Ziel erreicht. Wir konnten es kaum erwarten. Die letzte Stunde war eher unangenehm über die Schlaglöcher und ausgewaschenen Straßen zu prettern.

Dafür wurde uns gleich ein leckeres Frühstück serviert. Der Freund meiner Schwägerin ist dort Mangobauer und er hat natürlich die besten Mangos. Verschiedene Sorten. Ich war im Mangohimmel. Außerdem gab es Kalai Ruti, eine Art Brot, was eine Spezialität von Rajshahi ist. Wir waren in Porsha, in der Nähe von Rajshahi, was sehr westlich gelegen ist. Die indische Grenze war nur noch ein paar Kilometer entfernt. Bevor wir nach Indien schauen konnten, besuchten wir noch den Bürgermeister. Für das Dorf war es etwas sehr besonderes, dass sie von Ausländern besucht werden. Es wurde uns Tee und Kekse serviert, Fotos gemacht und Hände geschüttelt. Es ist schon ein seltsames Gefühl so etwas besonderes zu sein. Die Leute auf der Straße lächelten uns zu und winkten, wenn sie sich trauten. Und dann plötzlich endete die Straße an einem Fluss. Auf der anderen Seite des Flusses war Indien. Dort grasten ein paar Kühe. Der Grenzpolizist fragte gleich wer wir sind und was wir machen. Ein paar Leute trieben eine Kuh in das Wasser, die durch den Fluss nach Indien schwamm. Wir konnten den Fluss auch vom Boot aus anschauen und die Füße in dem warmem Wasser baumeln lassen.


Wir besuchten auch die Mangoplantage. Die Gegend dort ist sehr bekannt für Mangos. Von dort aus werden sie in das ganze Land geschickt. Im Jahr produziert er 400t Mangos. Die Erntezeit ist im Juni und Juli, also war die Saison schon vorbei. Nur vereinzelt hingen noch Früchte an den Bäumen.In dem kleinen Dorf hatte es sich bald rumgesprochen, dass wir da waren. Alle kamen, um uns zu bestaunen. Alle waren neugierig und gleichzeitig auch beängstigt. Die Kinder liefen uns hinterher, immer mit genügend Abstand, um uns nicht zu nahe zu kommen.

Abends legte ich mich früher schlafen. Zum ersten mal merkte ich, dass mein Bauch richtig zu kämpfen hat mit all dem unbekanntem essen. Und ich war sehr froh, so das Abendessen ausfallen lassen zu können. Denn es war einfach unglaublich viel Essen. Wir waren ein bisschen erschöpft vom vielen Reisen, vom Essen und von der Hitze. Glücklicherweise hatte sich mein Buch bald wieder erholt.

Am nächsten Tag ging es mit dem Bus wieder zurück nach Dhaka in die Hauptstadt. Unsere Sitze waren ganz vorne. Und so konnte ich den Verkehr beobachten. Aber an Schlafen war nicht zu denken. Es war wie eine Achterbahnfahrt oder ein Videospiel und ich musste mich immer wieder erinnern, dass es kein Film ist, sondern mein Leben. Es gab oft Situationen, die so knapp waren, kurz vor einem Frontalaufprall mit dem Gegenverkehr. Fernlicht und Hupe sind hier das wichtigste, um in dem Verkehr nicht übersehen zu werden. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir diese Fahrten überlebt haben. Dagegen ist es für die Einheimischen völlig normal. Und es heißt, dass die Businessclas vorsichtiger und langsamer fährt. Das ist in der Tat so. Mittlerweile bin ich mit (fast) jedem Transportmittel gefahren. Local Bus, welcher in der Regel völlig überfüllt, verbeult und kaputt ist, alle Arten von Rikscha (Fuß betrieben, elektrisch, mit Ladefläche…), Otto, CNG, Launch( die große Fähre auf dem Fluss), Mini Van…

Ich war erleichtert wieder bekannte Gesichter in Dhaka zu sehen bei der Familie. Wir wurden so herzlich aufgenommen, ich fühlte mich gleich zu Hause. In Mitten des Trubels war die Wohnung über den Dächern der Stadt ein kleiner „Ruheort“. Die kommenden Tage haben wir Unternehmungen und Ausflüge mit der Familie gemacht.



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