Hilfe im Ahrtal
- estherbarthuber
- 8. Sept. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Jetzt sind es schon wieder über 4 Wochen her, seit dem ich wieder in Deutschland bin. Es waren intensive Wochen. Zeiten der Begegnung, des Wiedersehens.
Und von einem dieser intensiven Ereignisse möchte ich dir hier erzählen. Warum genau von diesen paar Tagen? Weil es mich wohl noch lange beschäftigen und bewegen wird.
Angefangen hat es, als ich noch in Rom war. Ich habe nur von der Ferne mitbekommen, dass es starke Unwetter gab in Deutschland. Und auch, dass es sehr heftig war. Aber so richtig betroffen war ich nicht. Ich hatte bisher keinerlei Verbindung dazu.
Erst vor ein paar Wochen hat mir mein Vater erzählt, dass er ein Wochenende dort hin fahren wird und als freiwilliger Helfer tätig sein möchte.
Bilder und Berichte haben mich sehr beeindruckt. Und auf einmal war diese Katastrophe viel näher gekommen.
Als er mich fragte, ob wir nicht zusammen ein Wochenende dort verbringen wollen, war für mich sofort klar, ich komme mit. Bei den Dachzeltnomaden haben wir uns vorangekündigt und so begann für mich ein neues Abenteuer, wo ich nicht wusste, welche Auswirkungen es für mich noch haben sollte.
Mit dem Dachzelt auf dem Auto fuhr ich also los Richtung Norden. Am Samstag morgens bin ich in Rupperath angekommen und sofort ins kalte Wasser gesprungen. Viele Helfer waren da. Frühstücken, Sicherheitseinweisung und ab in die Shuttlebusse. Die erste Fahrt ins Ahrtal war sehr besonders. Neben mir saß eine Frau, die bereits die Eifel kannte. Noch vor den Wassermassen. Das entsetzen war groß, den eigenen Augen wurde kaum getraut. Staubige Stoßen, braune Flächen, wo zuvor Häuser gestanden haben sollen, Schuttberge, gesperrte Straßen. Es ist unbeschreiblich, welche Bilder der Zerstörung dort immer noch sind, nach etwa 7 Wochen nach dem Hochwasser. Unzählige Baumaschinen versuchen den Überresten der Häuser her zu werden, immer wieder kamen wir an Zentren vorbei, an denen Lebensmittel ausgegeben werden und es frisches Trinkwasser gibt.
An unserem Einsatzort in Altenburg angekommen, ging es nach einer kurzen Besprechung gleich los. Und alleine in diesem kurzen Moment stand die Welt still. Es flossen Tränen der Dankbarkeit, in vielen Gesichtern war zu sehen, wie wichtig es ist hier zu sein.
„Wir sind jetzt da und rocken das“
Einen Stemmhammer in der Hand, Mundschutz auf und los geht es. Die kompletten Wände vom Putz befreien, um es vor dem Schimmel zu bewahren. Etwa 70 Helfende waren in einem Haus. Kein eingearbeitetes Team mit großer Erfahrung. Und doch kam es mir vor wie auf einem Ameisenhaufen, wo jeder genau seine Aufgabe hat und alle zusammen helfen. Mit dem einen Ziel vor Augen: dieses Haus retten. Und dieses eine Haus ist nicht nur eine Baustelle, es ist das Zuhause einer Familie. Mit Erinnerungen, Geschichten und einem großen Wert. Mit jedem Eimer voll Bauschutt, der nach draußen gebracht wurde, kamen wir dem Ziel näher.
Nach 2 Tagen waren fast 2 komplette Häuser fertig. Viel Schweiß ist geflossen, einige Wasserblasen sind entstanden und übrig blieb das Gefühl wirklich geholfen zu haben.
Einen Nachmittag haben wir auch das Ufer der Ahr grobflächig gesäubert. Anders, als in den Häusern selbst, was für mich eher kahl und unpersönlich erschien, liegen nun die persönlichen Sachen in der Landschaft. Neben Bauschutt, Hölzer, Elektrogeräte, Lebensmittel, Klamotten habe ich auch sehr persönliche Dinge gefunden: Spielzeug, Alben, Fotos, Taufkerzen und vieles mehr. Das berührt mich und lässt mich mit einem tiefen Mitgefühl zurück. Denn auch ich weiß, wie es ist, alles zu verlieren.
Erst seit kurzem fließt wieder annähernd klares Wasser die Ahr runter und es ist kaum vorstellbar, dass die Flut teilweise bis unters Dach reichte. Die braunen Linien an den Häusern sind Zeugen davon und sprengen jedoch jede Vorstellungskraft.
Anders, als anfangs geplant, bin ich länger geblieben. Plötzlich kam es mir fast komisch vor wieder weg zu gehen. Und wie sehr viele andere Helfer auch bestätigen: Wenn ich einmal da war komme ich wieder. Viele kommen wieder zurück! Menschen aus ganz unterschiedlichen Regionen kommen dort zusammen um zu helfen. Das verbindet, es entstehen Freundschaften und eine einmalige Lebenserfahrung.
Jeder einzelne macht hier einen Unterschied. Und nicht nur die Helfenden vor Ort, auch Du kannst ein Teil davon sein. So gibt es zum Beispiel Listen, was dort im Camp täglich gebraucht wird, um ordentlich zu arbeiten. Arbeitsschutz, Masken, Handschuhe, Gehörschutz, Stemmhammer und und und.
Schau doch gerne auf https://amzn.eu/9zjuFIb vorbei.
Bei den https://dachzeltnomaden.com findest du tagesaktuelle Infos, wie es dort weiter geht.
Auch wenn ich nicht mehr vor Ort bin, möchte ich mich dafür engagieren dort mit zu wirken und weiterhin einen Unterschied zu machen.


















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