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Ich habe mich wieder gefunden

"Don't be afraid to mess up, and don't expect success overnight. Get lost; get so damn lost and find yourself over and over again. Believe in yourself, forget about what other people think, and trust your journey."

Um mich wieder zu finden, muss ich mich irgendwann verloren haben. Und das habe ich. Langsam, ohne es erst gemerkt zu haben. Erst dann, als ich nicht nur innerlich leer war, sondern auch das Außen weg. Ganz so, als wäre ich nur noch eine leblose Hülle. Alles schien mir gleichgültig zu sein. Ich fühlte nichts. Und ich konnte nicht benennen, was in mir vor ging. Ich hatte keine Worte dafür. Und doch war es mir auch schnell klar, was es war. Weil ich dieser Leere schon einmal begegnet bin. Ich hatte mich schon einmal verloren. Und diese Leere heißt Depression. 

Sie ist so oft ein Geheimnis, das ich in mir trage. Denn sie ist unsichtbar. Sie versteckt sich gerne. So lange, bis ich die Kraft dazu nicht mehr habe, sie zu halten. Denn es kostet viel Kraft. Ich hatte vergessen, was mich ausmacht und wer ich bin. Ich wusste nicht mehr, was mir Freude bereitet und wie schön diese Welt ist. Ich habe mich aufgegeben.

Eine Fahrt an den Gardasee im Frühling - Und ich habe nur geschlafen und meine Augen verschlossen. Ich wollte und ich konnte nicht sehen. 

Doch zu meinem Glück hat es mein Umfeld nicht. Und ich möchte an dieser Stelle jedem einzelnen danken, der in dieser Zeit da war. Ob physisch oder in Gedanken. 

Ich habe mir vor über 2 Jahren Hilfe geholt. Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich nicht mehr daran erinnern wie. Ich fand mich wieder in einem 6 wöchigen Klinikaufenthalt. 

Und langsam, fast Tag für Tag konnte ich mich wieder spüren. Meinen Körper bewegen, sprechen, mit Menschen in Kontakt treten.

Und das wohl wichtigste in dieser Zeit war ein Gespräch mit einer Therapeutin, die meinen Wunsch gehört hat wieder los zu ziehen. Denn ich hatte mich daran erinnert. Den Traum vom Reisen,  einem Leben am Meer, unter Palmen, mit tropischen Früchten und Wärme. 

Gegen Ende des Aufenthaltes hatte ich wieder eine Perspektive. Und ich wollte wieder leben. Und so bin ich mit Unterstützung von vielen Seiten wieder aufgebrochen - in das Leben und auf die Reise. 2 Jahre ist es mittlerweile her. Und auch wenn es nicht nur bergauf ging in dieser Zeit, merke ich doch, dass ich immer weiter zu mir finde. 

Denn ich habe meine psychische Gesundheit als oberste Priorität gesetzt. Ohne sie kann ich nicht. Ganz gleich wo ich mich befinde. 

Mich selbst zu finden - was heißt es für mich? Es heißt, mich im innersten kennen zu lernen. Diese eine Frage - wer bist du? Was macht dich aus und zu dem, der du bist? -sie hat mich schon lange beschäftigt. Und es wird keine endgültige Antwort darauf geben. Es ist ein großes Spektrum. Und so gehört auch die Depression zu mir. Auch, wenn ich es oft nicht wahrhaben wollte. Denn sie ist unangenehm. Jedoch möchte ich sie nicht verneinen.  Ich bin heute eine andere, die ich noch damals war. Und ich werde mich verändern mit der Zeit. Heute, Jetzt bin ich Ich. 


 

Alles was Gestern war lasse ich zurück auf meinem Weg und das Jetzt wird zum Morgen. 

Ich versuche mehr im Moment zu leben. Nichts mehr aufzuschieben, so gut es geht meiner Freude zu folgen. 


Ja, ich habe mich wieder gefunden und ich kann die Schönheit wieder sehen. Die besonderen Momente, welche das Leben für mich bereit hält.

Einen von vielen möchte hier erwähnen. Denn er zauberte mir mit abstand das größte Lächeln ins Gesicht und eine tiefe Freude ins Herz.


Ich kletterte nach einem langen Arbeitstag in der späten Nachmittagssonne über die Felsen am Strand. Sie waren noch warm. Die Wellen schlugen unter mir mit gleichmäßigen Abständen an das Land. Manchmal kommt es mir vor, als erzählen sie Geschichten, wenn ich ihnen lausche. Von der Weite und der Freiheit des Ozeans. 

 Mein Blick schwebte in die Ferne. Am Horizont waren die Nordinseln der Whitsundays zu sehen. Berge, die aus dem blau klaren Wasser ragen. Es war ruhig. Genau das, wonach ich mich sehnte. Plötzlich blieb meine Aufmerksamkeit an etwas weißem hängen. Ich konnte eine weiße Wasserfontäne erahnen. Vielleicht war es nur Einbildung? Als ich sie jedoch noch einmal sah, war es klar. Sie waren da. Direkt vor mir. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als der große Wal sich spielend leicht aus dem Wasser gegen Himmel erhebte. Nicht nur einmal. Er sprang. Ein Freudenschrei und Aufregung stieg in mir auf. Da war sie - die Freude in mir. Sie ist wieder da. 

Und genau für diese Momente lebe und reise ich.

Und finde mich immer und immer wieder neu.



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