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Krisen - persönliche und globale

Heute möchte euch nicht nur einen Reisebericht schreibend von meinen Erlebnissen erzählen. Zumal ich die letzten Tage nicht viel unterwegs war. Ich lag krank im Bett und hatte Zeit Pause zu machen. Und auch viel Zeit nach zu denken.

Mir wurde vorausgesagt, dass ich bestimmt einen Kulturschock haben werde. Wie sich so etwas anfühlt kannte ich bisher nicht. Und plötzlich überkam es mich doch. Die Kultur ist so andersartig, als alles, was ich bisher erlebt habe. Die ersten Wochen waren spannend und aufregend. Ich wollte alles sehen und erleben. Und das habe ich definitiv auch getan.

Ich habe mich so gut es geht der Kultur angepasst. Ich esse das Essen, was für mich doch eher ungewohnt ist, trage bunte Kleider, Leggings und Schal, wo ich eigentlich kaum Kleider trage. Ich verlasse das Haus nicht alleine, hab keinen Moment bei dem ich wirklich für mich bin. Und ich bin es einfach ganz anders gewohnt und brauche auch die Zeit der Stille. Stille gibt es hier aber nicht. Auch in der Nacht, wo es eigentlich ein bisschen ruhiger wird, brummt der Ventilator auf Hochtouren.

Nach einem Kurzen Spaziergang am Fluss entlang und durch die kleinen Hintergassen, brach es auf mich ein. Der Gestank, der Müll, die Verhältnisse, wie die Menschen hier leben, die Art und Weise, wie hier Häuser gebaut werden. Und dann diese Temperaturen, die sich dank der hohen Luftfeuchtigkeit sehr heiß anfühlen ( bis zu gefühlten 48 Grad).

Auf einmal kam mir jede Kleinigkeit so fremdartig vor. Und ich sehnte mich nach dem Tag, an dem ich dieses Land wieder verlasse und meine Reise in einem anderen Land fortsetze. Also ja, ich hatte einen Kulturschock.

Mittlerweile geht es wieder besser. Lange ist es jetzt nicht mehr, bis wir weiter reisen.

Und nicht nur das hat mich die letzten Tage beschäftigt. Auch die Tatsache, dass der Klimawandel auf der ganzen Welt deutlich spürbar ist. Und auch hier in Bangladesh ganz besonders. Schon jetzt versalzen weite Teile des Landes, da der Meereswasserspiegel steigt, es gibt mehr Niederschläge und Überschwemmungen. All das Hautnah mit zu erleben und zu sehen, ist nicht leicht und lässt mich fragend und ohnmächtig zurück.


„Vorhersagen des Weltklimarats (IPCC) rechnen in Bangladesch mit besorgniserregenden ökologischen, sozialen und ökonomischen Folgen des Klimawandels. Der Norden des Landes muss mit zunehmender Dürre und Wassermangel in den Wintermonaten rechnen, aber auch mit mehr Überflutungen während des Monsuns. Der Süden wird verstärkt unter Wirbelstürmen leiden und dem Anstieg des Meeresspiegels, was zu häufigerem Hochwasser und zu Versalzung führt.“


Ich war schon vor meiner Abreise gespannt, wie es mir ergehen wird mit der ganzen Müll-Problematik. Ich konnte mir jetzt einige Wochen lang ein Bild davon machen und habe noch lange nicht das ganze Ausmaß sehen können. Und ich sage es euch einfach wie es ist: Es ist traurig und erschütternd zu gleich. Mülleimer waren sogar sehr selten ( an öffentlichen Touristischen Plätzen) zu finden. Aber überall war Müll zu sehen. Auf den Straßen, in den Feldern und Gärten, einfach überall. Für mich waren es immer wieder überraschende Momente, als zB. ein Fahrgast im Bus selbstverständlich seinen Müll aus dem Fenster schmiss. Und Niemand einen Kommentar dazu gab.Denn es machen hier alle so. Was genau mit dem Müll passiert, habe ich nicht so genau rausfinden können. Nachts werden die Straßen aufgeräumt und der Müll zu zentralen Sammelstellen gebracht. Schätzungsweise sind das aber nur zwischen 40 und 70%. Der Rest bleibt irgendwo in der Natur. Etwa 30% werden auf den großen Mülldeponien sortiert und recycelt. Was mit dem Rest passiert ist nicht ganz klar. Immer wieder war die Luft von verbranntem Plastik durchzogen.


Ich bleibe Fragend und traurig zurück. Da geben wir uns in Deutschland so große Mühe, verändern unser Verhalten, und auf der gleichen Welt versinken sie in Plastik.

Ich bin erschrocken darüber, dass es sogar mir so geht, dass es nach einiger Zeit ganz normal ist, dass Müll auf den Straßen ist. Normalerweise werde ich aktiv und sammle Müll und entsorge ihn. Aber hier wüsste ich nicht, wo ich anfangen soll und was dann mit dem gesammelten Müll überhaupt passiert.


So ist es hier also auch. Und es ist mir auch nochmal sehr wichtig zu sagen, dass ich hier niemanden anschuldigen möchte. Denn für die Meisen Menschen ist der Müll erstmal ein kleineres Problem. Aber mir ist es eben auch wichtig das zu zeigen, was ich sehe und nicht nur das, was gesehen werden möchte!

Vielleicht konnte ich dir, als Leser/in einen kleinen Eindruck übermitteln.

Für mich ist auch diese Erfahrung der Reise sehr wertvoll und wichtig. Ich sehe und lerne jeden Tag so unheimlich viel. Der Blickwinkel auf diese Welt und die Probleme und Krisen verändert sich immer wieder aufs neue. Und es lohnt sich so sehr dafür los zu gehen und jeden Tag sein bestes zu geben. Denn sie ist ein einziges Wunder, diese Natur, die uns einen perfekten Lebensraum bietet, wenn wir sie nicht mit aller Gewallt zerstören würden.




1 Kommentar


rena121sal
22. Aug. 2022

Ein realitätsnaher, schonungslos offener Einblick...solche Berichte sollten jeden Tag rund um die Uhr in den Medien laufen, statt Werbung, die den Konsum noch mehr antreibt...danke dir

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