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Zwischen zwei Welten

Die letzten Tage in Bangladesch waren geprägt von Vorbereitungen auf die Weiterreise.

Wir hatten noch einige Sachen vor. Zum Beispiel wurden wir noch in eine Schule eingeladen. Ein Onkel meiner Schwägerin arbeitet dort als Englischlehrer. Die Schule befindet sich auf der anderen Seite des Flusses, den wir dieses Mal mit einem Otto, über eine große Brücke überquerten. Mädchen der Klassen 6 - 10. gehen dort zur Schule.

Die Schülerinnen waren schon in freudiger Erwartung, ganz wie wir. Die Kinder standen draußen vor dem 3 stöckigen Gebäude und sangen die Nationalhymne als wir gerade ankamen. Neugierige Blicke suchten uns, Getuschel und leises Gekicher hörte ich, bevor sie alle in die Klassenräume zurückkehrten. Zur Vorstellung beim Direktor gab es frisches Kokosnusswasser. Das Papier flatterte unter der warmen Luft des Ventilators, die Fahne von Bangladesh wehte am Tor, während draußen vereinzelt ein paar Ziegen grasten.

Die Begegnungen mit den Schülerinnen waren sehr berührend. Mit einigen konnten wir uns gut unterhalten, andere waren sehr schüchtern. Sie wollten uns die Hände schütteln und mich umarmen. Es war auf jeden Fall auf beiden Seiten ein schönes und unvergessliches Erlebnis.





Zwei Schülerinnen wurden für eine Stunde frei gestellt und wir begleiteten sie in ihr Dorf. Dort werden seit Generationen Wasserkrüge, Vasen, Lampen und vieles mehr aus Ton hergestellt. Mitten im Wald, zwischen Flüssen und Reisfeldern stehen die kleinen Hütten. Ich war von dieser Perfektion und der vielen Handarbeit sehr beeindruckt. Die Gefäße werden mit einer speziellen Technik über dem Feuer gebrannt. Leider berichteten sie auch von weniger Absatz, da das viele Plastik die Naturprodukte immer mehr vom Markt drängt.




Und ganz bald hieß es: „das letzte mal…"

Wir waren also noch ein letztes mal beim Fuska essen, beim Rikscha fahren, die netten Nachbarn besuchen. Und dann machten wir uns auf den Weg. Es lag eine lange Reise vor uns. Um nach Dhaka zu kommen, nahmen wir diesmal die Fähre (wie auch schon als wir angekommen waren). Abends um 9 legten wir also in Barisal ab. Das wars. Vor meinem inneren Auge spielten sich noch einmal die letzten vier Wochen ab. Vier unvergessliche Wochen in Bangladesch. Mit all dem was ich erleben durfte. Der Abschied von der Familie war tränenreich. Innerhalb der kurzen Zeit habe ich alle sehr lieb gewonnen. Und ich musste mein Versprechen geben, irgendwann wieder zu kommen.




Schnell lag der Hafen hinter uns. Morgens wurde ich vom Hupen aufgeweckt, das das Brummen des Ventilators deutlich übertönte. Wir waren schon mitten in der Stadt. Jetzt hieß es nur noch mit all dem Gepäck heil durch zu kommen und dann Abends rechtzeitig zum Flughafen. Wie jedes Mal, als wir hier waren, war es sehr anstrengend für mich. Würde ich das Wort Reizüberflutung beschreiben müssen, wäre es Dhaka. In Sekundenschnelle prasselten verschiedene Eindrücke und Begegnungen auf mich ein. Kleine Kinder, die auf Verkehrsinseln leben, tausende Rikschafahrer, die Menschen (oder Waren) von A nach B bringen, gut besuchte Marktstände, Müllberge auf der Straße…

Tagsüber kam überraschenderweise doch noch Besuch von der Familie, die uns noch einmal sehen wollten.

Und dann war es endlich so weit. Wir fuhren zum Flughafen. Auch hier war ein ähnliches Chaos, wie schon vor vier Wochen als ich die ersten Eindrücke sammelte.




Ich konnte es kaum glauben, als die Reifen des Flugzeugs die Landebahn verließen und die Lichter der Stadt immer kleiner wurden. Das ist der Moment, an dem es für mich immer so endgültig erscheint. Reisepläne sind schnell geträumt und gemacht. Aber diese dann auch um zu setzten und Wirklichkeit werden zu lassen, ist etwas anderes.

Jetzt liegt also ein neues Abenteuer vor mir. Über Bangkok ging es also immer weiter in den Süden. Ich liebe diese ‚Zeit dazwischen’. Man ist eben nicht auf der Erde, dem Himmel so nah. Die Welt scheint so klein und gleichzeitig so groß. Es scheint mir immer wieder eine Auszeit zu sein. Das Morgen und Heute scheint zu verschwimmen. Und doch ist Heute immer das Jetzt. Unter den Wolken konnte ich die rote Erde entdecken, bis die untergehende Sonne den Himmel in die schönsten Farben verzauberte.

Und plötzlich befand ich mich dort, wo ich schon so lange sein wollte. Australien.

Und obwohl ich in einer großen Stadt (Melbourne) landete, kam es mir so still vor. Geordneter Verkehr, kein Gehupe, leere Straßen.

Nach 3 Tagen Reise heißt es für mich erstmal ankommen und ausruhen. Die Stille genießen und verarbeiten. Ich fühle mich anders. Ganz frei und neu.



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